Jani Christou

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*  8. Januar 1926

†  8. Januar 1970

von Panos Vlagopoulos

Essay

Schon mit der Komposition der Phoenix Music für Orchester (1948/49) war Christou zu einer Reife gelangt, in der sowohl der Privatunterricht bei dem Berg-Schüler Hans Ferdinand Redlich als auch der Einfluss seines Bruders, des Jungianers Evis Christou, nachwirkten. Im folgenden Jahrzehnt (1956) fand das wohl traurigste Ereignis seines Lebens statt, der Tod seines Bruders bei einem Autounfall. Seine Beziehung zu Evis darf, insoweit sie sich rekonstruieren lässt, als verantwortlich für alle prägenden außermusikalischen Einflüsse auf Christous Denken angesehen werden, die sich allmählich sogar als wichtiger als die musikalischen Einflüsse erwiesen: Carl Gustav Jung, Ludwig Wittgenstein, Mircea Eliade, Heraklit sowie die Psychoanalytiker John Layard, Tonie Sussmann, C.A. Meier und vor allem James Hillman, der für das Verständnis der Werke Christous, besonders seiner letzen Schaffensperiode, unerlässlich ist. Der Einfluss Nietzsches muss indirekt durch die Lektüre Eliades erklärt werden: Christou hatte die englische Übersetzung von Eliades »Le mythe de lʼéternel retour: archétypes et répétition« [Der Mythos der ewigen Wiederkehr] (1949) intensiv gelesen und kommentiert, wie es aus seinen Randbemerkungen sowie aus dem einschlägigen Notizheft ersichtlich ist. Durch Evisʼ und das Jungsche Filter rezipierte Christou das zyklische Denken Heraklits bzw. dessen Ansicht ...